Ist es möglich in einem Lastwagen zu leben?

15.04.2023
Das Leben auf engem Raum ist sicher nicht jedermanns Sache, aber...

Normalerweise träumen wir von einem Haus mit grossen offenen Räumen, vielen Zimmern und vielleicht zwei oder mehr Badezimmern, von grossen grünen Gärten und vielleicht einer schönen Pergola, unter der wir im Sommer ein kühles Getränk geniessen können. Aber sind wir wirklich sicher, dass dies das wahre Glück ist?

In letzter Zeit müssen wir hilflos mit ansehen wie die Preise auf dem Immobilienmarkt ins Unermessliche steigen. Wer heute noch von Wohneigentum träumt sollte, noch bevor er in den Geldbeutel greift, zunächst einmal rechnen und sich die Frage stellen: 

Lohnt sich das wirklich?

Nun, Lebensphilosophien sind im Grunde das was uns voneinander unterscheidet. Daher ist der Versuch, uns zu vereinheitlichen oder schlimmer noch, uns unter einem Glaubensbekenntnis zu globalisieren, völlig falsch und kontraproduktiv. Die Absicht dieses Artikels ist es daher nicht, euch umzustimmen. Es gibt jedoch verschiedene Wege und Pfade die uns dazu bringen können, eine neue Fassade von uns selbst zu entdecken, eine noch verborgene Seite, die nur darauf wartet geweckt zu werden. Diese verborgene Seite ist genau jene kleine Stimme, die uns vor einer wichtigen Anschaffung innehalten und nachdenken lässt, sei dies ein neues Auto, ein Boot oder, wie in diesem Fall, das lang ersehnte Haus. Nun, das Gefühl, dass wir im Moment dieser Käufe empfinden, ist vergleichbar mit einem Schuldgefühl, einem Glücksgefühl das sofort durch das Bewusstsein der soeben gezahlten Summe gedämpft wird, und das unfehlbar mit den üblichen tröstlichen Phrasen gerechtfertigt wird: Man lebt nur einmal!

Überall auf der Welt gibt es Menschen die schon seit langem, freiwillig oder gezwungenermassen, auf diese kleine Stimme gehört haben und nun auf kleinem Raum und vor allem mit weniger "Dingen" leben und trotzdem glücklich sind. Es fällt auf, dass manche Menschen in ihrer Wohnung mehr oder weniger von Gegenständen und Schnickschnack aller Art umgeben sind, von denen die meisten keinen bestimmten Zweck erfüllen. Nun, wer das erkannt hat, ist einen Schritt davon entfernt einen anderen Lebensstil anzunehmen, einen Stil, der sich von der Anhäufung unnützer Dinge distanziert, ist also einen Schritt davon entfernt, mit "weniger" leben zu können. In einem kleinen Haus ist alles einfacher, es muss weniger aufgeräumt und geputzt werden und vor allem gibt es weniger Dinge, die uns in unserer Aufmerksamkeit ablenken. Wir hätten mehr Zeit für uns selbst, statt für das Haus, und wir könnten diese Zeit in etwas investieren das uns wirklich Spass macht. In bestimmten Kulturen und Teilen der Welt sind diese Lebensstile und Philosophien schon seit einiger Zeit Realität und werden durch die Tatsache untermauert, dass die Menschen immer weniger Zeit in Innenräumen verbringen. Der durchschnittliche Tag wird von der Mehrheit der Menschen am Arbeitsplatz verbracht. Nach der Arbeit stehen andere Termine an, und nach all den Verpflichtungen kann man vielleicht nach Hause gehen. Während dieser ganzen Zeit sind Ihre Dekorationen, Gegenstände und Dinge zu Hause und warten auf euch und fragen sich nach ihrem eigenen Nutzen.

Ich kritisiere das nicht, ich bin mir durchaus bewusst, dass es sehr unterschiedliche Realitäten gibt, auf die diese Lebensstile nicht ohne weiteres zutreffen, man denke an Grossfamilien oder an Menschen, die eine emotionale Bindung zur Immobilie selbst haben. Für viele ist das Haus, in der Tat, viel mehr als nur Ziegel und Zement. Für viele ist das Haus der Ort, an dem die Erinnerungen wohnen, die Ereignisse vergangener Generationen, daher fällt es schwer sich von dem zu lösen. Was uns jedoch zum Nachdenken anregen sollte ist, dass am Ende der Geschichte jeder weiss was er wirklich zum Leben braucht, und das ist sehr wenig. Die Wohnung sollte körperliche und geistige Ruhe ermöglichen und nicht zu Stress und Kopfschmerzen führen. Auf kleinem Raum zu leben bedeutet also nicht zufrieden zu sein, sondern sich bewusst zu sein, mehr Zeit für sich selbst zu haben. Nicht zuletzt führt das Ausmisten von Gegenständen und Überflüssigem zu einer Wiederaneignung unserer Energie und schafft Raum für den Geist und insbesondere für Beziehungen. Das Leben zu zweit ist zum Beispiel einer der Aspekte die am stärksten vom Leben in grossen Räumen betroffen ist. Im Gegenteil, wenn man den Raum verkleinert, wird die Beziehung zum Partner neu gestaltet, verfeinert und oft verbessert, bis hin zur Entdeckung neuer Seiten. Eines der Beispiele, welches mir am stärksten in den Sinn kommt, ist zweifellos der klassische hitzige Streit. Wenn die Gemüter erhitzt sind und die Argumente zur Verteidigung der eigenen Idee oder Position zu Ende sind, lautet der Schlusssatz fast immer: "OK, ich gehe da lang", oder, "Ich gehe nach oben! " Lebt man dagegen auf engem Raum, so ist dem Paar schon vor einem Streit klar, dass dieser nur kurze Beine haben wird, denn keiner von beiden wird sich den Luxus leisten können sich zu isolieren und zu schmollen. Anhand dieses kleinen Beispiels wird also deutlich, dass man sich durch die Reduzierung des Raums bewusst wird, was wirklich wichtig ist und was gar nicht in Frage kommt.

OK Salvo! Wir haben es verstanden, du bist ein Outsider und offen für Veränderungen, aber es ist schwer in einem Truck zu leben.... Zwei Personen und ein Hund? Wie kocht ihr? Wie macht ihr die Wäsche? Wie macht ihr das mit einem so kleinen Badezimmer? Fühlst du dich nicht eingesperrt? Wie ladet ihr jemanden zum Essen ein?

Skepsis ist sicherlich das was uns wachsam macht. Skepsis ermöglicht es uns, wachsam zu bleiben und folglich keine übereilten Entscheidungen zu treffen so dass wir logisch und emotionslos denken. Leider macht uns die Skepsis aber auch manchmal blind und lenkt uns von den Veränderungen ab, die wir vielleicht schon seit langem anstreben. Sie hält uns so sehr zurück, dass wir uns selbst davon überzeugen, dass diese Sache nicht getan werden sollte, dass dieser Weg nicht eingeschlagen werden sollte, und damit jede Möglichkeit der Veränderung im Keim erstickt.

Wenn wir die Dinge auf der psychologischen Seite vereinfachen wollen, sollten wir versuchen den Titel des Artikels zu ersetzen durch: Wie lebt ihr in 16 m2?

Indem wir die Worte ändern, bekommen Zweifel und Bedenken manchmal einen anderen Aspekt und lassen uns die Dinge aus einer anderen Perspektive sehen. Wenn also eure Antwort schon durch die Änderung des Titels von Skepsis geprägt ist und ihr denkt, dass dies keine mögliche Lebensweise ist, dann ist euer Problem nicht der Lkw und auch nicht die 16 m2, sondern die Frage, welche ihr euch wirklich stellen solltet...

Bin ich wirklich so aufgeschlossen und mutig, dass ich mein Leben ändern kann ?

SALVO

Diese Bilder repräsentieren die Realität derjenigen die erkannt haben, dass es neben grossen Räumen und den dazugehörigen, lebenslangen, Hypotheken auch andere Lösungen gibt, welche uns das Gefühl geben zu Hause zu sein. Noch besser ist es, wenn die Wohnung selbst auf Rädern bewegt werden kann. In dieser Hinsicht befindet sich die Schweiz, wie andere europäische Länder auch, leider noch in der dritten Welt was die Gesetze und Vorschriften für "Mini-Wohnungen" oder "Mobilheime" betrifft. Nachdem ich mich über das Thema informiert und folglich hier und da telefonisch Kontakt aufgenommen habe, musste ich zu meinem Erstaunen feststellen, dass die Banken nicht einmal wussten wovon ich spreche! Abgesehen von einigen wenigen Einzelfällen ist es bis Heute sehr schwierig in der Schweiz eine Bewilligung für ein 'Tiny House' zu erhalten, ganz zu schweigen von den rechtlichen Hürden, die einem letztendlich von der ganzen Sache abhalten! Erst unser Bund und dann die jeweiligen Kantone, sollten sich mal ein bisschen an die Nase fassen und erkennen, dass sich die Zeiten ändern. Oder wollen wir um jeden Preis Schweizer sein? Bis zum Schluss konservativ und traditionalistisch bleiben? Lohnt sich das wirklich?